7 Fragen an unseren Schweizergardisten Manuel Klingler
1. Am 31. August 2020 hast du die Heimat verlassen und bist nach Rom gezogen, um als Schweizergardist in den päpstlichen Dienst zu treten.
Wie hast du dich im Vatikan eingelebt?
Ich habe mich sehr gut eingelebt und bereits viele tolle Leute kennengelernt. Rom ist eine wunderschöne Stadt mit einer unglaublichen Geschichte, es gibt so viele Dinge zu erkunden. Es gibt nicht viel, das ich bisher vermisse, manchmal fehlt der Kontakt zu den Eltern oder den Kollegen, aber wir haben mit Skype oder den sozialen Medien die Chance, uns zu sehen.
2. Wie sieht der Alltag eines Gardisten aus?
Wir haben verschieden Arbeitsschichten, um 24h den Schutz des Heiligen Vaters sicherzustellen. Das heisst man geht morgens, nachmittags, abends oder nachts in den Dienst. Dabei übernimmt man einen Posten und wechselt den Posten, sobald die Ablösung kommt. Nach dem Dienst wird die Uniform kontrolliert, Schuhe geputzt, Schwert und Gurtschnalle gereinigt und alles für den nächsten Tag bereitgelegt. Danach hat man Freizeit. Man darf in die Stadt, in die vatikanischen Gärten oder mit Kameraden etwas unternehmen, sofern man keine Italienisch-Lektion hat. Es gibt natürlich auch ausserordentliche Dienste, welche zusätzlich zum regulären Dienst geleistet werden. Diese werden vorgängig bekannt gegeben. Solche Dienste sind beispielsweise Audienzen, Präsidentenempfänge oder Gottesdienste.
3. Was hat dich bisher am meisten beeindruckt? (Vielleicht ein besonderes Ereignis)
Das ist schwierig zu sagen, es ist bisher nicht so viel passiert, Corona macht grosse Veranstaltungen unmöglich. Es gibt jetzt nicht gerade diesen Event, welches sich mir eingebrannt hat. Aber wir durften schon ein paarmal einen Präsidenten oder eine Präsidentin mit einem Pikett empfangen, Personen, welche man sonst nicht so einfach zu Gesicht bekommt.
4. Hattest du schon einen persönlichen Kontakt mit Papst Franziskus? Wenn ja, wie war das?
Ich habe Ihn bereits oft gesehen, wenn er im Auto oder zu Fuss unterwegs war. Dreimal ist er aber auf meinem Posten vorbeigekommen, er hat mich begrüsst und wir haben uns einen schönen Tag gewünscht. Es waren nur sehr kurze Begegnungen, aber es ist ein sehr spezielles Gefühl, wenn der Papst persönlich vor einem steht.
5. Corona bestimmt unser Leben und es gibt viele Einschränkungen. Wie fest ist die Schweizergarde davon betroffen?
Wir machen natürlich trotz allem unseren Dienst, es gibt aber momentan sehr wenige Touristen oder Pilger, welche nach Rom kommen, deshalb fallen alle Zusatzdienste für Generalaudienzen oder Gottesdienste aus. Es gelten für uns die gleichen Regeln wie für alle: Maskentragpflicht, Abstandhalten, Quarantäne und Hände desinfizieren. Doch mittlerweile ist ein Grossteil der Garde geimpft. Ich denke, dass mit den Impfungen und dem strikten Einhalten der Regeln der Corona bald auf der ganzen Welt eingedämmt werden kann.
6. Zwei Jahre päpstlicher Dienst ist ja das Minimum. Beabsichtigst du noch länger dort zu bleiben, oder wie sehen deine Pläne aus.
Es ist ein bisschen früh das zu entscheiden, wir werden sehen wie es sich ergibt. Ich habe noch andere Träume und Ziele in meinem Leben, die ich gerne erreichen will.
7. Am 6. Mai, am Sacco di Roma, fand die Vereidigung statt. Es war leider nicht möglich, mit einem ganzen Car voll Amriswiler nach Rom zu reisen um daran teilzunehmen. Wir konnten die Vereidigung nur per Liveübertragung (Link auf unserer Homepage) mitverfolgen.
Die Vereidigung war nur für die Eltern, Geschwister und die eingeladenen Gäste des Kommandos. Es wird alles dafür getan die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, deshalb hatte man sich entschieden, die Vereidigung ohne viele Personen durchzuführen.
Lieber Manuel, danke für das Interview. Wir wünschen Dir weiterhin viel Erfüllung in deinem Dienst, viel Erfolg, alles Gute und vor allem Gottes Segen!
Das Interview führte Stephanie Schildknecht.
Vereidigung von Manuel Klingler