Auf der roten Digitaluhr des Cars, der mit 20 Ministranten und 5 Begleitern unserer Pfarrei gerade Italien verlässt, blicke ich ständig auf das Wechseln zwischen 4:15 und 18° Celsius. Schlafen kann ich nicht, zu viel habe ich in der vergangenen Woche erlebt. Es war eine stärkende Woche, die die Gemeinschaft unserer Ministrantenschar auf eine neue Ebene gebracht hat. 

Am frühen Sonntagmorgen, das Wetter um Welten besser als in der Schweiz, trafen wir ein in der ewigen Stadt, die Zeugnis gibt über unseren Glauben. In einer Unterkunft von vier franziskanischen Schwestern, manche von uns hatten eine direkte Aussicht auf den Petersplatz, machten wir es uns bequem und uns selber vertraut mit der Hauptstadt Italiens. Die tägliche Heilige Messe, die wir im Normalfall in einer kleinen Kapelle im selben Gebäude feierten, empfand ich als Stärkung für Leib und Seele. Immer wieder versammelten wir uns dort für eine Zeit der Stille, eine Zeit des Lobpreises oder eine Zeit des Gebetes, was das Ganze noch spezieller machte, als es sowieso schon war.

Am Montagmorgen fingen wir unsere Entdeckungsreise mit den alten Römern an. Es war interessant zu sehen, was für Festungen die Menschen vor tausenden Jahren erbaut hatten, Sehenswürdigkeiten wie das Kolosseum oder der Circo Massimo. Am Nachmittag besuchten wir den Ort, wo der Hl. Paulus bestattet liegt und alle Päpste der Kirchengeschichte mit Bildern dokumentiert sind: San Paolo Fuori le Mura. Des Weiteren erlebten wir, wo die ersten Christen begraben wurden und ihren Glauben lebten, als der christliche Glaube Rom erreichte, nämlich in den Katakomben. Die Führung war sehr imponierend, am liebsten hätte ich Herrn Wendel den ganzen Tag zugehört. 

Am Dienstag wurde es nicht langweiliger: Die Kirche San Giovanni Laterano, der offizielle Bischofssitz des Papstes, wo die Köpfe des Petrus und Paulus aufbewahrt sind; die Scala Santa, die Treppe des Palastes von Pontius Pilatus mit 28 Stufen, die wir betend im Knien emporstiegen oder die Basilika Santa Croce in Gerusalemme, wo sich unter anderem vier Hölzer des Kreuzes Jesu, zwei Dornen seiner Krone und ein heiliger Nagel befinden. All diese Orte liessen mich einfach nur staunen und bewusster werden, dass der christliche Glaube nicht nur Theorie sondern Realität ist. Am regnerischen und stürmischen Nachmittag hiess es, einen Ort zu finden, wo man sich wärmen konnte, das war auf der „Piazza di Spagna“.

Am Mittwoch sahen einige von uns den Papst zum ersten Mal im Leben aus unmittelbarer Nähe, als er seine Generalaudienz hielt. Weil unser italienisch aber ziemlich bescheiden war, entschieden wir uns, den Trevi-Brunnen anschauen zu gehen und ein paar Münzen hineinzuwerfen (vielleicht heiratet jemanden von uns einen Italiener oder Italienerin …). Am Nachmittag waren wir in der schönsten Kirche Roms, im Petersdom. Es ist für mich einfach nur staunenswert, wie prächtig und voller Kunst dieses Gotteshaus erbaut wurde. Unsere Mathematiker haben berechnet, dass unsere Kirche flächenmässig etwa 10-15 Mal hinein passt. Auch die Höhe von 136 Metern, die Kuppel des Petersdoms, die wir bestiegen, war sehr faszinierend. 

Am Donnerstag zeigte uns Manuel, ein Ex-Ministrant und ehemaliger Gardist, das Zentrum der Schweizer Soldaten. Wir durften z.B. die Waffenkammer durchstörbern und jeder durfte ein persönliches Foto mit einem Gardisten machen. Am Nachmittag warfen wir einen Blick in die Basilica Santa Maria Maggiore und eine Kapuzinergruft, was sehr toll war.

Die letzten beiden Tage verbrachten wir vor allem am Strand. Für viele war dies der beste Teil der Woche, man konnte sich zum Schluss noch einmal richtig austoben.

Das Highlight für mich ganz persönlich war der letzte Tag der Reise, der Samstag. In Manopello durften wir am Morgen das Schweisstuch Jesu nach seiner Auferstehung anschauen. Es ist der direkte Abdruck unseres Gottes, der wissenschaftlich geprüft wurde und mit einem sanften Lächeln die Herzen vieler bewegte. Um ehrlich zu sein, lässt mich dieses Bild auch nicht mehr los, es ist einfach wundervoll. Der schönste Moment unserer Gemeinschaft mit Gott und auch zusammen war die Abschlussmesse am adriatischen Meer, direkt am Strand. Der Wind wehte, die Wellen plätscherten beruhigend an den Strand und die Sonne ging unter, während die wahre Sonne, der eucharistische Jesus, in den Händen unseres Priesters gegenwärtig wurde. Noch spezieller war der Fakt, dass der Altar von uns selber aus Sand gebaut wurde. Mit gestärkter Seele, frohem Herzen und müden Augen bedanke ich mich bei allen meinen Freunden auf der Reise, den Begleitern, die dies möglich gemacht haben und natürlich für alle Gebete, die uns in dieser Woche getragen haben.

 

Andrej Maric